Gastbeitrag: thg, das unbekannte (?) Wesen

Asche auf mein leicht färbeansätziges Haupt! Ich Trottel hab schon wieder die Daten verwechselt… und dass, obwohl ich mich so wahnsinnig auf den Gastbeitrag gefreut habe! Aber besser spät als nie, und somit kommt er hier, der ultimative Super-Gastbeitrag von Paul! Ich freu mich wie blöde, das kann ich euch sagen, und wünsch‘ euch viel Spaß mit den Spekulationen über meine Person…!
(PS: Sorry wegen der unterschiedlichen Schriftgrößen. Ich hab jetzt grad ne halbe Stunde dran gefrickelt, aber es will einfach nicht anders! Ich muss jetzt erstmal zur Probe, mach‘ vielleicht heut Nacht noch was dran!)


Konna's wunderbare Idee des Blogjulklapps gestattet es mir heute hier einen Gastbeitrag zu schreiben. Da ich einem Blog zugelost wurde, den ich vorher noch nie besucht hatte, kam ich auf die Idee, etwas über den Autor dieses Blogs zu schreiben. Wie nimmt man den Autor wahr, wenn man auf ein fremdes Blog kommt? Wer ist dieser Mensch hinter den Postings, an denen, zumindest im Moment des Schreibens dieses Beitrags, 39 regelmäßige Leser teilhaben? Ich wollte so viel wie möglich herausfinden und präsentiere nun das Ergebnis, natürlich bei Wahrung aller Anonymität und Privatsphäre.

Der Link Mein Profil vollständig anzeigen war mein erster Anlaufpunkt. Hier konnte ich schon eine ganze Menge erfahren. Autor dieses Blogs ist eine Frau aus Dresden, geboren im Sternzeichen Widder, die seit Mai 2007 bloggt, sich für Musik interessiert und, und das war die interessanteste Information, Mitglied im Verein Dresdner Stadtkapelle e.V. ist. Aha, eine Künstlerin also, denn auf der Homepage des Vereins erfahre ich, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Blaskapelle handelt. Das Wort Blaskapelle ruft ja irgendwie unschöne Assoziationen von Bierzelten und humptata hervor. Geht es euch nicht auch so? :)

Nein, der Verein Dresdner Stadtkapelle hat sich, und hier zitiere ich die Homepage, "abseits von allen Klischeevorstellungen ganz der sinfonischen Bläsermusik und deren einzigartigem Klang sowie dem gemeinsamen Musizieren auf höchstem Niveau verschrieben." Das klingt gut und lässt mich an die Trompeten von Jerichow denken. Aber welches Instrument spielt denn nun thg? Daran, was für ein Instrument ein Mensch spielt, kann man ja auch eine ganze Menge ablesen. Auf dem Gruppenfoto des Vereins konnte ich nur drei Frauen aus drei Altersstufen erkennen: Anfang zwanzig, Anfang dreißig, Mitte vierzig. Die zwei Älteren halten eine Querflöte in der Hand. Die Junge hat ihr Instrument ein wenig versteckt. Aber man erkennt einen Tragegurt um den Hals und der obere Teil eines Blechblasinstrumentes ragt ein wenig heraus, was ein Saxophon vermuten lässt und somit ein Holzblasinstrument wäre, weil ja das Mundstück aus Holz ist. Ich glänze grad mit Halbwissen. Spezialität von mir. Aber zurück zu thg. Ich musste also das Alter in Erfahrung bringen. Und dazu werfen wir mal einen Blick auf die Inhalte dieses Blogs.

Der erste Beitrag, den ich lesen durfte, war ein Gedicht.

Ich wollte dir noch etwas sagen

Ich wollte dir noch etwas sagen:
Du merktest, dass ich es nicht tat.
Ich wollte, das wir auch in Zukunft
uns so seh'n wie am ersten Tag.

Ich möchte dir aber was geben:
Es ist nur ein Teilchen von mir.
Du kannst damit tun, was du möchtest -
es gehört ja jetzt schließlich Dir.

Du kannst's gerne in Ehren halten,
du kannst es vergessen, verliern;
du kannst immer mal daran denken -
du kannst es auch schlicht ignoriern.

Du merkst: ich will dir etwas sagen,
doch sag ich es trotzdem nicht.
Denn ich, so wir uns noch mal sehen
hab doch noch das gleiche Gesicht.


Nun ist ja die Interpretation von Gedichten eines meiner Spezialgebiete. Was wollte uns die Autorin damit sagen? Schauen wir mal:

Im Stil der Großstadtprosa entwickelt dieses kleine Gedicht einen Blick auf defizientes Leben aus der Perspektive dessen, der sich zu orientieren sucht, und fokussiert in knappen Worten das von der Autorin gesteuerte innere Erleben in einer schlichten und doch rigorosen Quintessenz. Die Bilder sind inhaltlich voll und lassen einen großen Spielraum der Interpretation, wodurch der Text zweifellos in die Nähe zur Lyrik Rilkes gerät.

Ihre metaphorischen Formulierungen jener Gegebenheit sind vage und deshalb umfassend genug, um allerlei Deutungen zu rechtfertigen. Und da, wo verschiedene Inhalte unterstellt werden, fühlt sich letztlich niemand betroffen. Im Gegenteil: diese Lyrik ermöglicht es jedermann, sich, ungeachtet seiner Anschauungen, mit ihr zu identifizieren.

Hier wächst eine Lyrikerin heran, die ihresgleichen im deutschen Sprachraum sucht und seit Mascha Kaleko habe ich schon lange nicht mehr solche Verse genossen.

Allerdings sagt das Gedicht nichts über ihr Alter aus. Es hätte ebenso von einer Zwanzigjährigen, wie von einer Sechzigjährigen geschrieben sein können. Zum Glück fand ich einen Hinweis in dem Beitrag "091189":

"Zu dieser Liste würde mir noch so viel einfallen... kurzum: Ich bin froh, dass ich in einer Generation aufgewachsen bin, die Deutschland nunmal als Gesamtheit und nicht als Summe zweier Teile betrachtet. Auch wenn ich, rückblickend, gern mehr Erinnerungen an die Zeit davor hätte (wofür ich damals schlicht und ergreifend noch zu klein war, die wenigen Erinnerungen an diese Zeit sind winzig und rein persönlich). Das aber vor allem, um den Vergleich noch besser zu haben."

Aha. Also kurz vor der Wende geboren. Ich tippe mal auf einen Jahrgang so zwischen 1984 bis 1986. Diese Information lässt eindeutige Rückschlüsse zu auf das gespielte Instrument: Saxophon. Sehr schön. :)

Und was sagt uns das? Jemand, der Saxophon spielt, ist zu starken Emotionen fähig, hat sehr viel Mitgefühl und ist sehr leidenschaftlich. Das Ganze spielt sich vornehmlich im Innern ab und möchte permanent raus. Es brodelt gewissermaßen im Innern eines/r SaxophonistIn. Aber dafür spielt der Saxophonist ja auch Saxophon und nicht Querflöte, um nicht ständig cholerische Anfälle kriegen zu müssen. Zugegeben, eine etwas vage Interpretation, aber so stelle ich es mir eben vor.

Beim weiteren Studieren des Blogs konnte ich der Inhaberin die nun folgenden Eigenschaften zuordnen:


- offen für Neues (Blogjulklapp, bookcrossing.com)
- familienverbunden ("die Mutti hat sich doch 'ne Lichterkette gewünscht")
- handwerklich begabt (bastelt gern)
- ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ("
Diebstahl")
- kann danke sagen ("Auf die Ohren für lau")
- reflektionsfähig ("Kriegshandlungen")
- kulturbewusst und humorvoll ("10111758-10112009")
- gefährlich (dazu später mehr)


Fassen wir also zusammen. Die Unergründlichkeit des Schicksals hat mich also auf die Seiten einer jungen Frau aus Dresden gespült, Sternzeichen Widder, musikinteressiert und Saxophonistin, wohlerzogen und aktiv teilhabend am öffentlichen Leben, einer Frau mit hoher Moral und Toleranz gegenüber Andersdenkenden, die glücklich darüber ist, in einer Demokratie aufgewachsen zu sein und die uns an ihren Sorgen, Freuden, Glücksgefühlen und Gedanken in einer Art teilhaben lässt, die ebenso erfrischend wie bewundernswert ist. Hab ich nicht ein Glück? Aber hallo.

Bleibt nur noch ihr nick zu klären. Was heißt denn nun dieses thg? Tja, auch da wurde ich fündig. Allerdings auf einem anderen Blog. Mary Malloy hat das Geheimnis in ihrem Post "Zweite Identität" gelüftet. Es handelt sich dabei um eine Abwasserfirma mit Tag- & Nachtservice, deren Besitzerin thg vermutlich ist. Jungunternehmerin gewissermaßen. Und dass sie auch eine ganz gefährliche Braut ist, hat sie in ihrem Kommentar zu diesem Beitrag selbst zugegeben. Mafiamitglied. Nun wisst ihr Bescheid.

12 Gedanken zu “Gastbeitrag: thg, das unbekannte (?) Wesen

  1. Boah.. Das reimt sich zwar nicht und hat auch mit Rilke nix zu tun.. Ist aber der westfälische Ausdruck für höchste Anerkennung. Ein Psychogramm von thg, das ist eine super Idee und Klasse umgesetzt.. Da steigt die Vorfreude noch weiter:)

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  2. 😀 😀 😀 Dass ich hier auch noch vorkomme, nicht schlecht, nicht schlecht! Gut recherchiert und brav gelesen lieber Paul (der du ja bekanntlich gar kein PAUL bist *immernochgrummel*), soviel zum Thema Identität.

    Aber wie fühlt sich Frau thg denn getroffen?

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  3. Sehr schön, Meister Paul, sehr schön. Und ich bin froh, dass nicht ich das Zielobjekt des norddeutschen Sherlock Holmes geworden bin….wer weiss was dabei herausgekommen wäre….

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  4. Soll ich bei dir auch einen schreiben, schuschan? 🙂

    Also, ich wollte noch sagen, dass es mir viel Spaß gemacht hat, diesen Beitrag zu schreiben. Es ist so ein dankbares Blog. 🙂

    Und: Mich würde ja auch mal interessieren, wie sich thg so getroffen fühlt. 🙂

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  5. Wie schön, dass mich ein anderer Zufall direkt ins reale Leben von thg gespült hat und ich keine Spekulationen über sie anstellen muss, sondern einfach mit ihr nen Kaffee trinken gehen und sie live kennenlernen kann. 🙂 Aber in einigem nicht schlecht getroffen, Paul…

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  6. liebe leser, spekulateure, vorfreudige, bingo-rufende und „in echt-kenner“,

    dann will ich mich auch nochmal zu einem kommentar hinreißen lassen 😉

    ich habe ja bereits verlauten lassen, dass ich mich irrsinnig über den artikel gefreut und köstlich darüber amüsiert hat. denn ich muss zugeben: es trifft doch schon an einigen stellen des pudels kern (was in diesem falle nicht bedeuten soll, dass ich der teufel bin!).

    wollen wir mal zusammenfassen: das im ersten abschnitt über mich ausgesagte trifft natürlich zu, sonst würde ich es nicht in mein profil schreiben. 😉 was den verein angeht: den namen habe ich nicht ausgesucht! das wollte ich nur mal klargestellt haben. *g* aber ansonsten lege ich tatsächlich wert auf eine schwarfe abgrenzung. nicht umsonst stammt dieser beschreibungs-blabla-text auf der homepage von mir. 😉 das gruppenfoto ist doof, aber was soll ich machen, ich sehe eigentlich grundlegend auf allen bildern doof aus. mein wunderwunderwunderschönes instrument, von paul richtig erraten, reißt das aber zum glück wieder etwas heraus.

    die interpretation meiner hingeworfenen zeilen ehrt mich natürlich ungemein. ich muss schon zugeben, dass im augenblick des ersten durchlesens der größenangabe in meinem ausweis vermutlich zum ersten mal gestimmt hat – da bin ich 2 cm größer geworden.

    zwar bin ich zu dämlich, die schriftgrößen- und arten richtig einzustellen, aber zum glück liege nicht nur ich falsch – paul liegt mit seiner altersschätzung knapp daneben. weitere spekulationen über mein alter möchte ich aber an dieser stelle bitte nicht öffentlich lesen. nicht gerade mein lieblingsthema. *g*

    der vagen interpretation des saxophonspiels als ventil würde ich durchaus zustimmen. wobei ich sogar gelten lassen würde, wenn jemand querflöte spielt, um seine emotionen auszudrücken. 😉

    was meine handwerkliche begabung angeht, so bin ich diesbezüglich doch sehr gespalten. basteln mag gehen, friemeleien und vor allem geduldarbeiten mit kleinen dingen auch, aber sobald es größer wird oder ans zeichnen geht ists dann auch zu ende mit der handwerklichen begabung. aber immerhin ist das vielleicht schon mal etwas mehr als bei anderen. 😉

    den nun folgenden abschnitt werde ich wohl in jedem zukünftigen lebenslauf erwähnen, lieber paul. allein „wohlerzogen“ und „eine frau mit hoher moral und toleranz gegenüber anderen“ ist eigentlich was, was man sich ausschneiden und mit stolz ans revers heften kann. 😉 dass ich so einen guten eindruck hinterlasse, war mir bisher gar nicht bewusst. *g* um ehrlich zu sein hatte ich ja mit weitaus schlimmeren entdeckungen gerechnet 😉

    die gefährlichkeit meiner person ist allerdings die andere seite. gut, dass du die mit erwähnt hast, sonst hätten alle das bild einer kreuzbraven klosterschülerin von mir erhalten. 😉

    vielleicht hat paul diesen wohlwollenden artikel also auch nur so geschrieben, um nicht ärger mit „la familia“ zu bekommen…? *g*

    paul, ich danke dir noch mal! und es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man sich offenbar ein bild machen kann, dass an so vielen stellen so gut passt!

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