Sensationelle Neuigkeiten!

Nee, also etwas so schönes kann ich euch ja wohl nicht vorenthalten. Einen Artikel, der in einer unbedeutenden Zeitschrift unseres Wohngebietes steht und vermutlich, leider steht kein Autor darunter, von einem besorgten Senioren geschrieben wurde. Zauberhaft, wirklich, ich versichere es euch. Ich hab beim Lesen zumindest erstmal mit dem Essen aufhören müssen, sonst hätte ich die Farbreste vom letzten Streichen reaktivieren können. Die kursiven Einschübe sind natürlich von mir, ansonsten ist der Text original abgetippt. Gut, dass meine Schwester im Urlaub ist – die würde vermutlich am Lachkrampf ersticken, so wie ich sie kenne.

Stimmen aus dem Wohngebiet Zschertnitz
(Nein, da wohne ich nicht. Aber da in der Nähe.)

Bericht über eine sensationelle Neuigkeit – Wir haben in unserem Wohngebiet einen Fuchs. (Unglaublich! Sensationell! Und etwas völlig Neues, davon hat man ja noch nie gehört!)

Am Samstagabend schaute ich quietschvergnügt vom Balkon, um 20:30 Uhr, nach unten. Plötzlich fliegen von links nach rechts eine Elster und eine Krähe zusammen weg – aufgeregt – ich wunderte mich darüber, es ging direkt vor meiner Nase hinweg! (Na so’ne Wirtschaft… um die Uhrzeit noch so ein Rabatz!) Als ich nach unten wieder gucke, läuft gemütlich in Ruhe ein Fuchs von links nach rechts! (Was für ein Glück für Elster und Krähe, dass sie nicht von rechts nach links geflogen sind…) Ich gucke zweimal! (Oha! Und?) Aber der lange buschige Schwanz, auch das Gesicht und Nase (Merkmale) – es war ein ausgewachsener Fuchs! (Vielen herzlichen Dank für die Kenzeichnung von buschigem Schwanz, Gesicht und Nase als Merkmale eines Fuchses. Heimat- und Sachunterricht, Klasse 2. Nur mal nebenbei: Ein Eichhörnchen hat auch einen langen, buschigen Schwanz, zumindes für seine Körpergröße lang, und Gesicht und Nase hat es auch. Vielleicht war’s ja auch ein überdimensioniertes Eichhörnchen?) Ich sagte laut: „Ein Fuchs“, da blieb er stehen, schaute und lief weiter! (Er hat sich sicherlich angesprochen gefühlt, seinerseits aber niemanden gesehen und kam sich dann veralbert vor. Vielleicht hätten sie mit irgendwas winken oder durch mehrmaligen „Hallo, hier oben!“-Rufen auf sich aufmerksam machen sollen.) Nun weiß ich nicht, wohin der machte (Ach, austreten war er auch noch?!), weil ich schnell zum Fotoapparat rannte. Leider hatte ich keinen Film drin. (…!!!) Und ehe ich den Film drin hatte und dann zum Balkon zurück war, sah man keinen Fuchs mehr. (Ich sehe es bildlich vor mir: „Hilde! Wo issn dor Fodoabbarahd? Da is‘ ä Fuggs! Den missmor gnibbsn! Nu was issn das, hä? Hier is dor gar kee Film drinne… Hilde! Wo sindn dä Filme? Hammor nor Filme? Du mir dähn ämol här, isch mähre den ma hier nein… Nu so’ne Wirtschaft, das gäht gorni… So ä Gewärsche… Na, dän hammor ja ooch’s letzde Ma‘ zur Juchndweihe von‘ Ronny’n gebrauchd. So, jetze issor drinnä. Wollmor dor ma sähn, wo dor Fuggs jetze is…!“) Denn 21 Uhr war es ja schon finster. (Unglaublich. Eine halbe Stunde hat der Autor dieses Textes gebraucht, einen Film einzulegen! Und dann ist es natürlich klar, dass auf Grund der Finsternis kein Bild mehr möglich gewesen wäre. Dass der Fuchs trotzdem noch unter dem Balkon stand, wartend auf den kommenden Fotoshoot, ist natürlich unzweifelhaft.) Sowas erlebte ich hier in 35 Jahren Wohnzeit überhaupt noch nicht! Ein Fuchs so nah am Wohngebiet!!! (Da frage ich mich doch: lesen sie Zeitung? Permanent wird über Wildtiere in der Stadt berichtet, und Zschertnitz liegt weitestgehend am Stadtrand. Ich bin damit aufgewachsen, dass Füchse nachts hier um die Häuser strichen. Und das Unheimliche: Sogar in der Innenstadt sind Füchse unterwegs, und das nicht zu knapp. Verrückt, nicht?)

Nun erkläre ich mir auch das Geschrei, mal nachts – noch gar nicht so lange her: da wurde ich munter von kläglichem Tiergeschrei und langem anhaltenden Gekrächze. Ich dachte: hier hat ein Raubtier bestimmt ein Nest geräubert und es kam zum Kampf. Vielleicht war da auch schon der Fuchs im Spiel. (Brutalo-Fuchs contra Elstern-Gang und Krähenmafia… das klingt verdächtig nach einem Bestseller!)

Und nun glauben Sienicht, dass ich ihnen ein Märchen erzählen will. (Im Leben käme da keiner drauf, bei der anschaulichen Schilderung…) Nein, es ist die nackte Wahrheit. (Ich dachte, er hatte einen buschigen Schwanz?) Wie geht man diesem Tier zu Leibe? (Wer ist denn jetzt hier der Brutalo?!) Tollwut im Wohngebiet? (So lange ihn niemand beißt, hat er sicherlich keine.) Spielende Kinder im Sand? (Ist das jetzt eine Gegenmaßnahme gegen den Fuchs oder gegen die Tollwut? Ansonsten kann ich nur sagen: Da haben wohl beide gleich viel Angst voreinander.) Ich weiß es nicht.

13 Gedanken zu “Sensationelle Neuigkeiten!

  1. Mein Gott, es wird doch bestimmt noch einer ein Gewehr aus Wehrmachtszeiten haben und dann heißt alle Mann antreten zur nächtlichen Patrouille… ^^

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  2. ich hab mich letztes mal schon so beömmelt – kannst du bitte mehr sächsisch schreiben?! 😀 😀 😀 ich werde das hier morgen ausdrucken und dem vogtländischem kollegen hinlegen – der findet sowas immer toll ;)…

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  3. „Hilde! Wo issn dor Fodoabbarahd? Da is' ä Fuggs! Den missmor gnibbsn!“

    Ich bekomm gleich keine Luft mehr. Du bist schuld, wenn ich ersticke!!!

    //*Zwerchfell beruhigend zuredend

    So ein aufregendes Erlebnis hat der Opa schon seit Jahrzehnten nicht mehr gehabt – war aber anscheinend getrimmt auf genaueste Beobachtungen… 😉

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  4. 😀 Klasse, vor allem deine Mundartbeschreibung! Bitte mach doch den Autor ausfindig und interviewe ihn für uns!
    Bei mir hieß es übrigens noch HeimatKUNDE- und Sachunterricht. Bei dir doch bestimmt auch… 😉

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  5. @fuchsi: 😀 bekommste shcon angst? 😉

    @kunstfehler: oha! obacht, wenn es da vielleicht mal kinder gibt… wartet er wenigstens bis grün ist oder sie straße frei ist? 😀

    @zeigefinger: das musst du den opi fragen, nicht mich… 😉

    @future: der opi, gell? mich hats auch aus den socken gehauen, wenn ich mir die satzkonstrukte so anschaue…

    @rebhuhn: ich kann mir mühe geben, aber dafür brauche ich mehr situationen, die dazu anlass geben 😉 was hat denn dein vogtländischer kollege („kolleesch“) dazu gesagt? er spricht ja doch einen etwas anderen dialekt… nicht weniger schön natürlich! 😉

    @michaela: um himmels willen, ich übernehme hier keine haftung für ersticken o.ä.! 😀 einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen… gaaaaanz ruuuuuhig 😉

    @finchen: 🙂 hast du etwa auch nen vogtländischen kolleesch? 😀

    @mary: das wird schwierig… wenn ich mal zu viel zeit hab, versuche ich es 😀 übrigens hieß es bei mir sogar heimat- und sachkundteunterricht. 😉 aber ich habe mich von meiner schwester, ihreszeichens lehrerin, davon überzeugen lassen, dass es heut wohl eben anders heißt… warum auch immer.

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  6. ich habe seine fähigkeit, über sich selbst zu lachen, etwas überschätzt, fürchte ich ^^ – er hat zwar gelächelt, ist aber gleichzeitig ein bißchen rot geworden… und dann wollte ich nicht weiter bohren. nunja. war nicht meine beste idee ;).

    willkommen zurück 🙂

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