Erkenntnis Nr. 4: Ei-Brötchen kann man nicht kleckerfrei essen.

Na? hat’s schonmal jemand ausprobiert? Haha… ich wette, ihr seid so kläglich daran gescheitert wie ich. Aber tröstet euch… es geht einfach nicht. Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, ein mit Ei belegtes Brötchen zu essen, ohne das mindestens eine Scheibe des hartgekochten Eis, natürlich gerade die mit dem meisten Eigelbanteil, möglichst maximalbröckelig auf der frisch gewaschenen Kleidung landet. Da muss mir jetzt auch keiner mit Murphy kommen, Ei-Brötchen haben ihre eigenen Gesetze. Da sieht der Herr Murphy uralt dagegen aus!

Es ist immer wieder eine Wonne. Da steht man am Bahnhof, schiebt Kohldampf und überlegt sich, dass die 5 Minuten bis Zugabfahrt dicke noch dafür reichen, sich ein belegtes Brötchen zu holen. Zielsicher steuert man also den Bäckerstand mit der kürzesten Schlange an, wirft während der Wartezeit einen Blick in die Auslagen, sieht dort das verführerisch drappierte Eibrötchen blitzen und schaltet automatisch das Hirn ab. Es muss einen niederen menschlichen Instikt geben, der uns dazu verleitet, Eibrötchen zu kaufen, denn sonst wären wir wesentlich cleverer und würden stattdessen zum unfallfreieren Wurst- oder Käsebrötchen greifen. Tun wir aber nicht. Stattdessen wählen wir die schön mit Remoulade und Schnittlauch angereicherte Klapp-Variante des Klassikers. Als ob die weniger gefährlich wäre. Ein fixer Blick auf die Uhr teilt mit, dass jetzt Rennen angebracht wäre und nach einem kurzen Sprint schafft man sogar noch den Zug. Darinnen gibts dann gleich die erste Überraschung: Die Randscheibchen des Eis haben den Zielspurt nicht ganz unbeschadet überlebt, nicht zuletzt die leicht glitschige Remouladensoße hat ihnen zur Flucht aus dem Brötchen, hinein in die Papiertüte, verholfen. Alles kein Problem, die Dinger schnell wieder dahingestopft, wo sie vorher hätten sein können und ab in den Mund.
Beim ersten Bissen geht’s ja noch. Kriminell wird es frühestens ab dem dritten Bissen. Aber natürlich kommt dann auch erstmal die Fahrkartenkontrolle, sodass man sich gezwungen sieht, das Brötchen mit einem fixen Schubser zurück in die Tüte zu befördern. Ein „Platsch“ versichert uns, dass es darin angekommen ist, ein leiseres „Platsch“ hingegen bestätigt, dass es wieder einige Eierscheibenkollateralschäden gab. Derweilen baut sich die nette Schaffnerin vor einem auf und weist einen freundlich darauf hin, dass man ja nicht allein wäre und sie auch noch andere Fahrgäste zu kontrollieren hätte. Ein kurzes Wühlen nach dem Portemonaie, ein endlos scheinendes Graben in Selbigem nach dem Fahrschein später findet man dann wieder Zeit, sich den verlorenen Scheibchen zuzuwenden. Diese jetzt noch im Brötchen unterzubringen wäre hohe Kunst, der Hunger und die drohenden Flecken überzeugen dann aber doch, die Ausreißer gleich pur zu verschlingen. 3 Problemchen weniger. Nun kann es weitergehen mit dem Brötchen, welches immer kleiner und deswegen vollständig seiner Papierhülle beraubt wird. Damit beginnt das Unheil. Wie als hätte eine geheime Macht just auf diesen Moment gewartet, lösen sich immer mehr Scheibchen aus dem eigentlich mit Remoulade verfugten Gebilde des Eierscheibenmatsches und landen zielstrebig auf Hosen, T-Shirts, Pullovern und Röcken; ganz egal, wie sehr man von hinten oder der Seite schiebt.
Das Fieseste ist allerdings die Sprenkel-Taktik: Es lösen sich keine ganzen Scheiben aus dem Brötcheninneren, sondern nur kleine Bröckchen. Natürlich bestehen die dann aus Eigelb. Logiker ürden behaupten, dass dem so ist, weil Eigelb schneller bröckelt; ich hingegen bin der festen Überzeugung dass es immer Eigelb sein muss, weil das fiesere Flecken macht. Eiweiß hingegen, pah, das wäre ja lächerlich.

Das Ende vom Lied (bzw. in diesem Falle vom Brötchen) gestaltet sich fast immer so: Man hat einen Bissen übrig, der zu groß ist, um ihn, gerade in Gesellschaft, auf ein Mal in den Mund zu schieben. So sieht man sich also gezungen, ein weinteres Mal reinzubeißen, wodurch sämtlicher sich noch auf dem Brötchen befindlicher Ei-Remaouladen-Schnittlauch-Belagmatsch sich aus den Brötchenhälften herauskatapultiert und gleichmäßige Ei- und Fettflecken hinterlassend auf der Kleidung verteilt. Ganz großzügiger Belagmatsch zieht auch noch den Sitznachbarn in Mitleidenschaft.

Ganz clevere versuchen, dem Problem aus dem Weg zu gehen, indem sie Brötchen mit Eisalat essen. Hilft auch nichts.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Ich möchte kein Plädoyer gegen den Genuss von Eibrötchen halten, ganz und gar nicht. Ich selber möchte nicht auf selbige verzichten. Ich möchte lediglich auf ein gewisses Eigenleben dieser Zwischenmahlzeiten hindeuten, welches bisweilen Beeinträchtigungen und Behinderungen verursacht. Die Schuld dafür liegt allerdings immer am Brötchen, niemals am Essenden! Denn:

Eibrötchen kann man einfach nicht kleckerfrei essen!

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